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1990 |
Boot am Jökulsarlon Eissee Boat at Jökulsarlon icelake |
Zwei VW Busse und ein Hanomag für´s Grobe... Bereits auf den Färöer hatte sich das Team für den 1990er Urlaub gefunden. Die meisten Strecken konnten von den VWs befahren werden und nur selten wurde in den Hanomag umgestiegen.
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13. Juli 1990 |
Abfahrt morgens um 3 Uhr bei Kilometerstand 38433. Die Autobahn ist fast leer. Nur wenige Fahrzeuge sind um diese Uhrzeit auf der Straße. Hinter Würzburg beginnt die "Trabi Rennbahn". Rauf und runter fahren sie, bleiben plötzlich mitten auf der Autobahn stehen und steigen aus, um kurze Zeit später wieder zu überholen. |
14. Juli 1990 |
Der Autobahnparkplatz ist ziemlich laut. Laufende LKW Motoren, Gegröhle und Fahrgeräusche der nahen Straße stören. Trotzdem habe ich recht gut geschlafen. Bei herrlichem Sonnenschein und absoluter Windstille zuckele ich im Hanomag Tempo vorwärts. Über Veijle, Skive und Thisted erreiche ich schließlich um 12 Uhr Hanstholm. |
15. Juli 1990 |
Der erste volle Tag auf See und wir haben einen stahlblauen Himmel ohne jegliche Wolken bei absoluter Windstille. Unter diesen Bedingungen ist das Sonnendeck bald überfüllt. Ohne besondere Vorkommnisse vergeht der Tag mit in der Sonne sitzen. Die Fähre passiert mehrere Bohrinseln und den nördlichen Teil der Shetlands. Abends ist der Nachtclub stark frequentiert. Noch sehr lange spielt die Musik. Beim Schlafen in der Kabine unmittelbar daneben ist dies allerdings etwas störend. |
16. Juli 1990 |
Um 5 Uhr heißt es Aufstehen. Die Fähre nähert sich den Färöer Inseln. Wie üblich liegt wieder einmal alles im Nebel. Der blaue Himmel drückt jedoch bereits vereinzelt durch die trüben Nebelschwaden. Pünktlich um 6 Uhr laufen wir in Torshavn ein, wo sich der Nebel schon bald lichtet. Beim Ausladen der Fähre wird vom "Kupfernagel" wieder das reinste Rangierchaos veranstaltet. Es dauert ewig, bis die im Bug stehenden Autos entwirrt sind. Danach wird im Hafengebiet bei tiefstehender Morgensonne eine richtige Fotosession veranstaltet.
Torshavn |
17. Juli 1990 |
Auch heute Superwetter- Sonnenschein und über 20 °C. Wir beschließen gemeinsam den höchsten Berg der Färöer zu besteigen- den Slaettaratindur mit 882 Metern Höhe. Ausgangspunkt ist die Paßhöhe auf 450 m, von wo wir dann über eine steile Wiese mit Fels und Schotter aufwärts steigen. Durch die enorme Wärme werden viele Päuschen nötig. Oben am Gipfel sind bereits Leute zu sehen. Nach 1,5 Stunden sind wir kurz unterhalb des Gipfels. Jetzt ist leichtes Klettern gefordert. Pünktlich mit unserer Ankunft oben ziehen Nebelschwaden über den plateauartigen Berg. Nur für Augenblicke wird die Sicht auf die unter uns liegende Landschaft frei. Ein vollständiger Rundumblick bleibt uns leider versagt. Nach 30 Minuten haben wir segmentweise das ganze Inselreich gesehen. Der anschließende Abstieg geht mächtig in die Knie. Nach 45 Minuten sind wir wieder unten und der Gipfel ist jetzt wieder völlig frei von Nebel. |
18. Juli 1990 |
Nacheinander rücken wir morgens nach Torshavn ab. Nebel und Sonne wechseln sich in typisch färingischer Manier ständig ab. Vom Postamt in Torshavn muß ich meinen vergessenen Fahrzeugschein für den Hano anfordern. Eine Stunde später trifft eine Kopie per Telefax ein. Das Warten auf dem Hafenparkplatz zieht sich schier endlos hin und mit 45 Minuten Verspätung legt die Fähre ab. Im Nachtclub und in der Cafeteria müssen einige Sixpacks dran glauben. |
19. Juli 1990 |
Die isländischen Berge am Fjord sind noch reichlich mit Schnee bedeckt. An der Zollabfertigung staut sich der ganze Verkehr. Die Dieselsteuer für drei Wochen beträgt 12708 IKr. Bei Superwetter erklimmen wir den Paß nach Egilsstadir und durch mondartige Landschaft kommen wir an mehreren Abzweigungen ins Hochland vorbei. Unser Tagesziel ist der Campsite am Myvatn.
Auf dem Weg zum Myvatn On the way to Myvatn |
20. Juli 1990 |
Frühstück im Freien. Blauer Himmel- was sonst. Im Hano brechen wir auf zur großen Myvatn Tour. Zuerst zur Grotagja- der Dampfgrotte. Die Wassertemperatur beträgt noch immer 55 °C und es ist absolut klar. Wie wild gestikulierende und fotografierende Franzosen glauben uns verscheuchen zu können. Der weitere Weg führt vorbei an einem milchigtrüben See zu dem donnernden Überdruckdampfrohr. Mit großem Druck, hoher Temperatur und ohrenbetäubendem Lärm dringt der Wasserdampf ins Freie.
Mitternachtssonne Midnight sun
Wasserdampf
in der Mitternachtssonne
Touristenprozession im Lavafeld Tourist procession in the lava field
Dampfendes Lavafeld Steaming lava field |
21. Juli 1990 |
Ich fahre zum Solfatarenfeld Namaskard. Bei Traumwetter mache ich eine wahre Film- und Fotoorgie an den verschiedenen Blubberlöchern. Alle Löcher sind bestens zugänglich. Der Hano wird von den nach und nach eintreffenden Touristen von allen Seiten bestaunt.
Am Myvatn At Myvatn |
22. Juli 1990 |
Wir düsen in kurzer Zeit bis zum Abzweig zur Askja. Durch Schotter und Sand geht es recht zügig vorwärts. Bei mir steigen drei deutsche Tramper zu. Am ersten Fluß wird der VW Bus zuerst wasserdicht abgeklebt und "duuuuurch". Der zweite Fluß ist etwa 30 m breit aber nicht sehr tief. Nach einem holprigen Lavafeld der dritte kleine Fluß und ein weiteres Lavafeld. Kurz hinter Herdubreidarlindir liegt der Wasserfall der Jökulsa a Fjöllum. Längere, tiefe Sandfelder schließen sich an. Jochens VW bleibt stecken. Schieben- nichts. Es kommt zum ersten Mal das Abschleppseil zu Ehren. Kurz dahinter ein weiteres Sandfeld. Nun bleibt Jochen an einem Hang stecken. Sie sehen das weitere Fortkommen mit ihrem VW Bus als hoffnungslos an und drehen um. |
23. Juli 1990 |
Es ist sehr warm auf dem Askja Campsite. Durch endlose Sandwüste, Schotterstrecken und Lavafelder kommen wir teilweise nur im Schrittempo voran. Der Hano ächzt und kracht. Mit motorhaubenhoher Bugwelle "presche" ich durch den 30 m breiten Fluß. Nach fünf Stunden ist die Ringstraße erreicht und die Holperei nimmt ein Ende.
Sonnenuntergang am Myvatn |
24. Juli 1990 |
Auf der Ringstraße sind wir in einer Stunde am Godafoss. Auf Teerbelag "brettert" der Hano was der Motor hergibt. Über Akureyri, das Öxnadalur und das Nordurdalur machen wir ein Wettrennen mit den zwei französischen Pinzgauern. In Glaumbaer treffe ich den Rest der Gang wieder. Leider hat das Torfgehöft bereits geschlossen. Nur von außen kann ich das in den Boden gebaute und völlig grasbewachsene Gehöft bewundern, an dem an einer Stelle gerade das Dach ausgebessert wird. In Reykir lassen wir uns auf dem Campingplatz hinter dem Schwimmbad nieder. Zeitweise sind wir in dem kleinen Bad ganz alleine. Für 120 IKr kann man nicht meckern.
Godafoss |
25. Juli 1990 |
Nach dem Abzweig auf die Kjölur Piste erreichen wir hinter einigen weitläufigen Kraftwerksanlagen, mit großzügig angelegten Straßen, endlich die Piste. Mitten in der Pampa stehen eine Raupe, Lkws und einige Bauarbeiter graben ein Rohr ein. Viel lockeres, tiefes Geröll liegt auf der Piste. Der Hano zuckt, fährt aber problemlos durch. Bei Jochens VW kracht es ordentlich. Ein großer Stein reißt ihm eine Stoßdämpferaufhängung ab.
Hveravellir
Hveravellir |
26. Juli 1990 |
Die Sonne scheint und das Thermometer zeigt 15 °C. Der Gang über das Solfatarenfeld lohnt sich. Wir wollen weiter zum Kerlingarfjöll. Die Fernsicht ist phantastisch. Plötzlich sehen wir vier Personen wild gestikulierend mitten in einem Fluß stehen. Es stellt sich als die schweizerische Besatzung eines völlig abgesoffenen, gemieteten Ladas heraus. Sie haben ihr Gepäck geborgen und sind klatschnass. Ich ziehe den vollgelaufenen Lada rückwärts an Land. Als die Türen geöffnet werden ergießt sich ein riesiger Wasserschwall ins Freie. Der Lada wird trockengelegt. Zündung, Luftfilter und Vergaser sind voll Wasser. Axel ist in seinem Element und er zerlegt alles. Mit Generator und Föhn wird der Motor getrocknet und wieder zusammengebaut. Nach mehreren Startversuchen läuft der robuste Motor wieder an und bei den Schweizern herrscht sichtbare Erleichterung.
Im Kerlingarfjöll At Kerlingarfjöll
Schneefelder im Kerlingarfjöll Snow fields at Kerlingarfjöll |
27. Juli 1990 |
Reisebusladungen von Touristen belagern fotobehangen und videobewaffnet die Wasserlöcher beim Geysir. Unser nächstes Ziel ist die Ebene von Thingvellir. Der kleine Öxarafoss fällt in die Allmännerschlucht hinab und fließt dort weiter. Wir wandern durch das Tal zu einer Kapelle und an wassergefüllten, tiefen Lavaspalten, sowie moosbedeckten Felsplatten vorbei, zurück. Auf dem Parkplatz steht ein riesiger MAN 630L2A.
Blaues Auge Blue eye |
28. Juli 1990 |
Wir frühstücken vor den Autos. Der Bosch Dienst hat geschlossen. Die VW Werkstatt ist geschlossen. Die Schrauber Werkstatt ist ebenfalls geschlossen. Deshalb machen wir einen Stadtbummel in Reykjavik. Flohmarkt, Fußgängerzone, Hallgrimskirche. Am Campingplatz treffen wir unseren Motorradfahrer aus Schwäbisch Gmünd wieder. Er hatte einen kapitalen Überschlag mit seiner Maschine. Packkoffer verbogen, Verkleidung abgerissen, Felge verbogen. Er ist völlig entnervt. Für 55 IKr lassen wir uns vom Bus in die Stadt fahren. Die ersten Autos kreisen bereits. In einer gemütlichen Kneipe bezahlen wir für 0,5 Liter Bier 500 IKr. Nach zwei Bierchen "torkeln" wir zur Bushaltestelle. Das "Cruising" ist in vollem Gange und eine Autoschlange steht dicht an dicht in der Innenstadt. Die ganze isländische Jugend ist auf den Beinen. |
29. Juli 1990 |
Mit Axels VW fahren wir zur blauen Lagune bei Grindavik. Überschüssiges warmes Wasser wird vor einem Kraftwerk zu einem Naturbad aufgestaut. Eintritt 240 IKr. Das ganze Areal liegt mitten in einem schwarzen Lavafeld und wird je nach Windrichtung in gespenstischen Wasserdampf gehüllt. Es kommt eine richtig irreale Stimmung auf. Die Tiefe und die Wassertemperatur des Bades variieren stark.
Trockenfischgestelle Dry fish frames
Trockenfischköpfe Dry fish heads |
30. Juli 1990 |
Heute fahren wir in die Stadt. Einkaufen. Ein Sixpack Dünnbier kostet 690 IKr. Das Nationalmuseum hat leider geschlossen. Jochens defekter Stoßdämpfer findet endlich einen, der ihn repariert und Fossberg, der Laden für Schrauben und Werkzeug, hat auch M16x1,5x40. Beim abendlichen Bad im benachbarten Schwimmbad hat der heißeste Pool "nur" 44,4 °C. |
31. Juli 1990 |
Heute hat das Nationalmuseum geöffnet. Der Eintritt ist frei. Auf zwei Etagen werden alte Waffen, Gebrauchsgegenstände, Werkzeuge, Trachten, Pokale, Boote etc. aus der isländischen Geschichte gezeigt.
In der Thorsmörk At Thorsmörk |
1. August 1990 |
Von der Seitenmoräne, die sich etwa 50 m über den See erhebt hat man einen phantastischen Rundblick auf die Thorsmörk. Trotz unseres Logenplatzes am See traut sich kein anderes Fahrzeug durch den Abfluß des Gletschersees. Es sind noch einige relativ tiefe Flüsse zu queren bis wir an einem völlig zerbeulten Range Rover vorbeikommen. Er ist die Krossa seitlich hinabgetrieben und steht nun als Warnung für allzu wagemutige Fahrer am Flußufer. In Sichtweite eines Campingplatzes müssen wir nun die Krossa durchfahren. An dieser Stelle ist sie ca. 20 m breit, wobei die ganze Gefährlichkeit ein 3-4 m breites Stück ausmacht, wo sie sehr schnell fließt und recht tief ist. Der Hano taucht bis zur Motorhaube ins Wasser. Am Aufbau reicht der Fluß auf der wasserzugewandten Seite bis 30 cm unter die Fenster. Der Aufbau ist an der Tür undicht und der Innenraum wird leicht überschwemmt.
Brücke in der Thorsmörk Bridge at Thorsmörk |
2. August 1990 |
Wir verlassen die Thorsmörk, nachdem auch am Morgen niemand "baden" gehen will. An der Ringstraße bestaunen wir den hintergehbaren Seljalandsfoss und den 60 m hohen Skogarfoss. Jeder stellt seinen Wagen zum Fototermin davor. Mit dem Hano nehmen wir die 14 km Jeep Track Strecke zwischen Eyjafjallajökull und Myrdalsjökull in Angriff. Der Weg führt auf viel Geröll steil nach oben. An der Strecke liegen mehrere Wasserfälle und eine Flußdurchfahrt. Die Sicht wird zusehends schlechter- Nebel hüllt die Landschaft ein. Auf 825 m Höhe ist die Hütte erreicht. Es hat 8 °C und ist windstill, aber die Sicht beträgt nur 50 m. Angeblich geht die Piste über das angrenzende Schneefeld weiter in die Thorsmörk.
Natursteinbrücke bei Dyrholaey Natural stone bridge at Dyrholaey |
3. August 1990 |
Die Nacht war totenstill. Zuerst müssen mal wieder beide Kotflügel entklappert und das Standgas neu eingestellt werden. Nach kurzer Fahrt und 30 minütigem Fußmarsch stehen wir am Öfarufoss. In zwei Stufen fällt der Wasserfall in die Tiefe und auf halbem Weg hat er eine schöne Natursteinbrücke ausgewaschen. |
4. August 1990 |
Hinter dem Campingplatz liegt ein mächtiges Obsidianlavafeld. Es erhebt sich 10-20 m vom Grund. Auf markierten Wegen irrt man durch ein Steinlabyrinth. Bei einem kleinen Solfatarenfeld dampft und stinkt es aus einer Steinhöhle heraus. An vielen Punkten des Irrgartens eröffnen sich schöne Ausblicke auf das davor liegende Tal mit all seinen Wasserläufen. |
5. August 1990 |
Die Sonne weckt uns. Es ist absolut blauer Himmel, es hat 18 °C und ist windstill. Die F22 Hochlandpiste ist bei diesen Bedingungen natürlich noch attraktiver. Durch einen Bankholiday ist auf der Piste für hiesige Verhältnisse mächtig was los. In allen angrenzenden Wiesen wird campiert und gefestet.
Mercedes, Hanomag, ÖAF, NN, Hanomag (von links nach rechts) Mercedes, Hanomag, ÖAF, NN, Hanomag (from left to right)
Svinafellsjökull |
6. August 1990 |
Der Betrieb im Skaftafell ist immer noch enorm. Nach kurzem, bergwärts führendem Fußmarsch durch Wiesen und kleine Büsche stehen wir vor dem mit Basaltsäulen umrahmten Svartifoss. Am Boden bildet sich durch das Spritzwasser ein kleiner Regenbogen.
Svartifoss
Eisberge am Jökulsarlon |
7. August 1990 |
Immer entlang der Küste und in Sichtweite des großen, weißen Gletschers kommen wir nach Höfn. Das örtliche Schwimmbad ist allemal einen Besuch wert. Es hat ein 15 m Becken und zwei Hot Pots mit 37-39 °C und 39-41 °C sowie ein Kinderbecken. |
8. August 1990 |
Es ist kühl und nebelig. Die Kupplung am Hano muß nachgestellt werden. Am Weg liegt das mit isländischen Steinen übervolle Grundstück eines passionierten Mineraliensammlers. Der ganze Garten und das Haus ist angefüllt mit Tausenden von Steinen. Jochen, als gelernter Geologe, ist begeistert- jedoch ist leider nichts zu verkaufen. |
9. August 1990 |
Um 5 Uhr kommt die Sonne hinter den Bergen hervor. Der ganze Fjord glänzt im Morgenlicht. Um 8.30 Uhr läuft die Norröna in den Fjord ein. Majestätisch gleitet sie an uns vorbei.
Sonnenaufgang am Fjord in Seydisfjördur Sunrise at the fjorde in Seydisfjördur |
10. August 1990 |
Das Schiff hat drei Stunden Aufenthalt in Torshavn. Erst als es wieder ablegt wache ich auf. "Foroya beer is good for you." Den ganzen Tag ist nichts los an Bord. |
11. / 12. August 1990 |
Jeder wartet sehnlichst auf die Ankunft in Hanstholm. Um 17 Uhr können wir die Fähre endlich verlassen. Mit vier Trampern als Unterhaltung düse ich Non Stop durch. Total groggy komme ich nach 4697 km in Rutesheim an. |
3.7.2020 |