|
1993 |
Unterwegs im Hochland |
Hochland mit einigen Pannen... Zum ersten Mal versuchten wir die Strecke nach Hrafntinnusker zu bewältigen. Ein gebrochener Schaltknüppel und ein fast verlorenes Verteilergetriebe haben dies jedoch vereitelt. Auch sonst verlief der Urlaub nicht ganz pannenfrei.
|
22. Juli 1993 |
Nachdem alles verstaut ist beginnt bei Kilometerstand 63425 um 17.45 Uhr mein Urlaub. Im Hanomag Eiltempo "rase" ich nordwärts und werde nach 180 km mangels Vortrieb gebremst. Zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt ist der Zusatzfilter verstopft- also wechseln und nach 225 km ist das erste Etappenziel erreicht. |
23. Juli 1993 |
Stau bei Hannover. Etwas weiter läuft eine Oma mit Krückstock auf der Standspur spazieren. Die Elbe wird im Tunnel unterquert und bei Harrislee ein letztes Mal getankt. Vorbei an schönen friesischen Bauernhöfen und den Hinweisschildern nach Sylt und Amrum gelangt man über Leck nach Tönder in Dänemark. Bei Hjerpsted liegt ein Übernachtungsparkplatz direkt am Meer. |
24. Juli 1993 |
An der Küste entlang habe ich mächtigen deutschen Gegenverkehr, aber trotzdem nähere ich mich langsam aber sicher Esbjerg. Der dortige Fährhafen ist um einiges größer als der in Hanstholm. Der "Smyrilkai" ist nirgends ausgeschildert- doch da steht bereits ein Hanomag. Es sind Jürgen, Carsten und Werner aus Remscheid. Warten, warten, warten. Total ungeordnet wird vor dem Eingangstor des Fähranlegers geparkt. Allrad Ruhland trifft ein. Warten, warten, warten. Mit Verspätung kommt die Fähre um 19 Uhr endlich an. Es folgt das übliche chaotische Entleeren der Fähre, wobei durch eine Ampelanlage zusätzlich ein Rückstau verursacht wird. Als das Schiff leer ist beginnt das Einchecken. Auf ein Startkommando drängen mindestens zehn Spuren Autos auf zwei Spuren zusammen. Jetzt herrscht wirklich absolutes Chaos und Faustrecht. Wir warten. Hinter uns stehende Wohnmobilisten werden ungeduldig und ausfällig. Es beginnt ein regelrechter Kampf beim Einordnen. Walter Ruhland bekommt fast einen Schock als er erfährt, daß er in Torshavn rückwärts aus der Fähre fahren muß. Um 23.30 Uhr bin ich endlich an Bord und um 0.15 Uhr startet die Fähre durch. |
25. Juli 1993 |
Bordlangeweiletag. Ich treffe den Autor des Reiseführers "Island erfahren", Karl Wiktorin, mit Frau Annelie. |
26. Juli 1993 |
Land in Sicht- die Färöer sind erreicht. Oberhalb Eidi stelle ich mich auf meinen Aussichtsplatz auf Risin und Kellingin. Ein Toyo aus Freiburg und der andere Hanomag sowie ein PKW gesellen sich dazu. Einer Prozession gleich fahren die frisch auf den Färöer gelandeten Touristenautos um die Insel.
Felsen Risin und Kellingin Rocks Risin and Kellingin |
27. Juli 1993 |
In der Nacht kam der Nebel und die Felsen im Meer sind verschwunden. Um 11 Uhr wollen wir starten. Hanomag 1- läuft nicht, Hanomag 2- läuft ebenfalls nicht. Ich baue den Filter an der Einspritzpumpe aus- er ist voll Öl und Dreck. Einbauen- läuft. Bei den Remscheidern hat es den halben Pol einer Batterie abgeschmolzen- Kurzschluß an der Klemme. Die Klemme wird getauscht- läuft. |
28. Juli 1993 |
Morgens steht eine Kuhherde im Windschatten unserer Autos. Gemütlich tuckern wir nach Torshavn, wo Ruhland und "die Rosenheimer" bereits am Fähranleger stehen. Die "Dinos" werden alle im Bug der Fähre verkeilt.
Kühe mögen Hanomags Cows like Hanomags |
29. Juli 1993 |
Nach zwei Stunden Wartezeit am Zoll haben wir unsere Dieselsteuer bezahlt und düsen los. An der nächsten Tankstelle treffe ich Dieter im Münchner I-Trupp. Seine vier Wochen Urlaub in Island waren angeblich nur kalt. Trotzdem nehmen wir guten Mutes den folgenden Paß in Angriff. Eine Armada holländischer Caravaner zieht eine kilometerlange Schlange hinter sich her.
Übernachtungsplatz am Snaefell Staying overnight at Snaefell |
30. Juli 1993 |
Am Morgen liegt eine dünne, geschlossene Schneedecke. Am Hano fehlt fast das ganze Motoröl und er hat zudem enorme Startschwierigkeiten. Nun fahren zwei Hanos, ein Toyo und ein Nissan mit Kabine in Richtung Vatna.
Festgefahren in einem matschigen Schneefeld Stuck in a muddy snow field
Im Schnee festgefahrener Toyota Toyota stuck in the snow
Matschpiste (Much too much Matsch) Mud track
Festgefahren
im Matsch |
31. Juli 1993 |
Heute legt Hano einen richtigen Blitzstart hin. Nach 3 km steht die letzte und mit 90 cm tiefste Flußquerung an. Null Problemo. Eine schmale, schwankende Hängebrücke Marke Eigenbau benutzen wir als willkommene Abwechslung. In Bru wird aufgetankt und auf guter Piste donnern wir zur F98. In einer ebenen Schotterwüste mit wetterbedingt wenig Sicht begegnen uns nur ein Fahrradfahrer und ein Bus.
Wüstenpiste Desert track
"Schwere" Wasserdurchfahrt "Difficult" water crossing |
1. August 1993 |
Schock!!! Wir werden von der Sonne geweckt. Nachdem Philippe den durch eine steinige Wasserdurchfahrt verschobenen Aufbau seines Nissans wieder justiert hat fahren wir ab zur Askja, während Rainer und Sandra zurück nach Egilsstadir müssen um einen weiteren Passagier abzuholen.
Askja Camping Askja Campsite
Schneefeld in der Askja Caldera Snow field in Askja caldera |
2. August 1993 |
Ein Italokonvoi kann es nicht fassen, daß die Gasa gesperrt ist. Mit Höchstgeschwindigkeit brettern zwei Hanos bis Namaskard. Das Solfatarenfeld liegt unter gespenstisch wirkenden Rauchwolken und man hat das Gefühl, der Entstehung der Erde sehr nahe zu sein.
Warnschild am Solfatarenfeld Warning at the solfatares |
3. August 1993 |
Die Westseite des Dettifoss ist interessanter als die Ostseite und auf einer nicht stark befahrenen Jeeppiste zu erreichen. In der Gischt des Dettifoss wölbt sich ein phantastischer Regenbogen über den Canyon. Die Fernsicht ist gleichzeitig so gut, daß der in 80 km Entfernung liegende Herdubreid unwirklich nahe erscheint. Der im gleißenden Sonnenlicht liegende Wasserfall ist von dieser Seite aus betrachtet noch mächtiger anzusehen, als von der gegenüberliegenden Seite.
Regenbogen im Jökulsa Canyon Rainbow in Jökulsa canyon
Herdubreid aus der Ferne Herdubreid from far away |
4. August 1993 |
Sonne pur. Im kleinen Park am Myvatn schwirren am Wasser Myriaden von kleinen Mücken umher. Die ganze Luft ist von einem Surren erfüllt und die im See umherpaddelnden Enten leben wie im Schlaraffenland. Die Lavaformationen im See, mit dem davor wachsenden Riesenengelwurz und die etwas weiter im See liegenden Pseudokrater bilden wirkliche Bilderbuchpanoramen.
Am Myvatn At Myvatn
Aldeyjarfoss
Beginnender Sandsturm am Hrafnarbjargarfoss Starting sand storm at Hrafnarbjargarfoss |
5. August 1993 |
Sandsturm- der Wind bläst mit Orkanstärke. Ein Aussteigen aus dem Fahrzeug ist fast unmöglich. An der Nyidalurhütte steht eine Kompanie GI's in voller Kampfmontur im Sturm. Die Szenerie hat etwas unwirkliches und scheint einem Science Fiction Film auf einem fremden Planeten entlehnt zu sein. Nach der Wüstentankstelle Versalir wird die Piste besser und die Geschwindigkeit kann erhöht werden. Es sind jedoch immer wieder heimtückische Schlaglöcher und ausgewaschene Straßenränder in der Piste.
Abzweig zur Gasavatnaleid Crossroad to Gasavatnaleid |
6. August 1993 |
Wir rufen den Notruf 601 in Reykjavik an. Dort wird uns gesagt, daß das Personal vom 30 km entfernt liegenden Kraftwerk bereits zu uns unterwegs ist. Der erste ankommende Isländer kann nur wenig Englisch, aber er versucht sofort anhand der internationalen Lagerbezeichnungen passende Lager in einer Ersatzteilliste ausfindig zu machen. Er erlaubt uns ebenfalls, auf die ebene Betonplatte direkt vor die Eingangshalle des Kraftwerks zu fahren und zu reparieren.
Defektes Schaltgetriebe Defect gearbox
Wo kommen denn die ganzen Mücken her? Where do all the flies come from?
Defektes Schaltgetriebelager Destroyed gearbox bearing |
7. August 1993 |
Die Kraftwerksbesatzung erlaubt uns, das Getriebe in der Turbinenhalle auf einer Werkbank direkt vor dem Leitstand zusammenzubauen. Unvorstellbar hilfsbereit fragen sie ständig, ob uns etwas fehlt und ob sie uns helfen können. Im Untergeschoß des Kraftwerkes haben sie wohl die am besten ausgerüstete Werkstatt im weiten Umkreis. Alle Lager passen und am frühen Nachmittag unternehme ich bereits die erste vorsichtige Probefahrt. Als Dank gebe ich den Isländern zwölf Dosen Bier und ich brauche die beiden Lager aus den Kraftwerksbeständen nicht einmal zu bezahlen. Die Isländer freuen sich und ich bin überglücklich, daß diese Aktion in so kurzer Zeit und so absolut perfekt abgelaufen ist. Dies wäre in Deutschland völlig unmöglich gewesen.
Auf dem Weg nach Landmannalaugar On the track to Landmannalaugar |
8. August 1993 |
Der Riesen GAZ taucht wieder auf. Die Karosserie ist russisch, die Technik mit V8 Motor und 300 PS amerikanisch, aber der "Spirit" ist, wie uns sein Besitzer versichert, isländisch.
Isländischer GAZ Icelandic GAZ
Piste zur Eldgja Track to Eldgja
Die Natursteinbrücke am Öfarufoss ist eingestürzt The natural stone bridge at Öfarufoss is collapsed |
9. August 1993 |
Die Trolle und Elfen haben uns in der Nacht nicht besucht. Hinter dem letzten Hof steigt es gleich steil zur Hochebene an. Auf einer unverständlicherweise kaum befahrenen Piste fahren wir immer in Sichtweite des allgegenwärtigen Myrdalsjökull durch eine phantastische Bergwelt. Der Axlarfoss, das Quellgebiet von Brytalaekir und ein über die Piste abstürzender Wasserfall beim Öldufell sind unsere ersten Stationen.
Auf der Maelifellsandur On Maelifellsandur
Wasserfall am Öldufell Waterfall at Öldufell
Festgefahren am Öldufell Stuck at Öldufell
Auf dem Gletscher On the glacier
Aussicht auf den Maelifell View to Maelifell
Am Laufafell At Laufafell
Wasserspiegelungen Water reflections
Im Hochland In the highlands
Hanomags sind (fast) wartungsfrei Hanomags are (nearly) free of maintenance |
10. August 1993 |
Auf wunderschöner Piste fahren wir nordwärts. Plötzlich stehen zwei Anhalter mit vollem Gepäck mitten auf der Piste. Sie haben ihr Auto in einer Furt verlassen müssen und sind nun bereits seit fünf Stunden auf der Suche nach Hilfe, ohne daß ihnen auch nur ein Fahrzeug begegnet wäre.
Hochland Highlands |
11. August 1993 |
Mit ausgebautem Schaltknüppel stehe ich vor der mir bereits bestens bekannten Werkstatt. Für 1980 IKr wird er sofort abgeschliffen, geschweißt und hartgelötet. Danach funktioniert er wieder perfekt. |
12. August 1993 |
Ein Deutscher poliert stundenlang seinen 1300 Unimog und wir können das Lachen kaum verbergen. Meine linke Batteriehalterung hat sich losgerüttelt und die Batterie kippt auf die Lenkung. Wiederum sehr zügig schweißt Sigis Garage für 800 IKr die Halterung fest. |
13. August 1993 |
Ich verlasse Reykjavik auf der Ringstraße in nördlicher Richtung um kurz hinter Mosfellsbaer nach Thingvellir abzubiegen. Am Geysir stürmt es ordentlich und am Gullfoss wird die Gischt direkt ins Objektiv der Kamera getrieben. Durch den Sturm liegt die Kjölur Route unter einer braunen Sandwolke. |
14. August 1993 |
Badetag. Die Temperatur im Pool beträgt nur etwa 38 °C. Ich bin absolut alleine, also kalter Schlauch raus und warten. Nach 1,5 Stunden beträgt die Temperatur je nach Aufenthaltsort 40 °C bis 44 °C. Touristenbusse kommen, fotografieren und gehen wieder, aber keiner hat Zeit zum Baden. Nur zwei Isländer wagen es- heiß, sehr heiß. Drei Stunden Badetag sind genug. Vorbei am Blöndulon kommt man über die Kraftwerksrennpiste, die Ringstraße, Varmahlid, Nordurdalur, Öxnadalsheidi, Akureyri bis zu einem Übernachtungsplatz in der Nähe des Godafoss. Außer dickem Nebel ist nichts zu erkennen. |
15. August 1993 |
Die Nordumrundung des Myvatn ist nicht befestigt. Innerhalb weniger Kilometer wird der Hano mit einer dicken Schlammschicht überzogen. |
16. August 1993 |
Am Ausbruchgebiet der Krafla von 1984 dampft es noch immer gewaltig. An manchen Erdöffnungen ist es warm wie im Dampfbad. Am Rand des Kratersees Viti liegen teilweise noch 3 m Schnee vor dem pfefferminzgrünen Wasser.
An der Krafla At Krafla |
17. August 1993 |
Bei blauem Himmel und 20 °C steige ich nochmals auf den Schwefelberg bei Namaskard. Drei Stunden lasse ich die Farbenpracht auf mich wirken, um dann langsam in Richtung Egilsstadir zu fahren. Die Fernsicht ist enorm. Am Horizont stehen schneebedeckte Berge. Kurz hinter der Kreuzung F98 zum Kverkfjöll steigt die Straße zu einem Aussichtspunkt mit vielen Steinmännchen an. Der Rundumblick auf mondähnliche Landschaft ist einzigartig. |
18. August 1993 |
Wir fahren nochmals am Lagerfljot entlang zum Hengifoss. Der untere Wasserfall liegt kurzzeitig in der Sonne, wogegen der Hengifoss selbst direkt unter einer dunklen Wolke liegt. Der Sturm peitscht kleinere Wasserfälle nach der Absturzkante sofort wieder in die Luft, ohne daß das Wasser den Boden erreicht.
Hengifoss |
19. - 22. August 1993 |
Mit vielen Motorrädern und sogar Autos auf dem Sonnendeck legen wir mit 1,5 Stunden Verspätung ab. An Bord treffe ich österreichische Bekannte vom Urlaub 1989.
Ankunft der Fähre Arrival of the ferry |
12.11..2020 |